Podcastreihe „Jeder Schritt zählt“
Geschichten über Menschen im Burgenland und ihre Schritte hin zu mehr Nachhaltigkeit im Leben.
Denn: Jeder Schritt zählt, auch deiner!
Zu Gast:
Simona Nitschinger, Geschäftsführerin der ersten Unverpackt-Greisslerei (mittlerweile geschlossen) in Neusiedl am See .
(Aufgenommen im Jänner 2022)
Foto Sabine Nitschinger @LisiLehner-Fotografie
Podcast-Transkript „Jeder Schritt zählt“ im Gespräch mit Simona Nitschinger
(Dies ist eine automatische Sprache-zu-Text-Transkription. Es können inhaltliche sowie grammatikalische Fehler enthalten sein.)
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Jeder Schritt zählt, auch deiner – Ganz regional im Burgenland. Heute im Gespräch mit Simona Nitschinger, Geschäftsführerin der ersten Unverpackt-Greisslerei in Neusiedel am See. Herzlich willkommen! Hallo Sarah! Liebe Simona, im Juni habt ihr die Bionana-Kreislerei eröffnet. Wie kam es zu der Idee? Ich bin grundsätzlich immer schon gerne unverpackt einkaufen gegangen. Ich habe lange in Wien gelebt.
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Ich habe eine ganz große Affinität zu Gärtnern und selbst Gemüse zu alten Sorten zu züchten. Ich war auch bei der Arche Noah Geschäftsführerin bei der Vertriebs GmbH. Ich bin so mit diesem Thema der Vielfalt, dem Verlust der Biodiversität und diesem Trend eigentlich, dass man alte Sorten wieder aufgreift, reingekommen.
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Bei der Arche Noah sind aber im Verein leider einige Entscheidungen gefallen, die auf Erhaltung von Sorten gegangen sind, aber nicht die Vielfalt wirklich den Leuten zur Verfügung zu stellen. Und ich habe dann beschlossen, eine eigene Firma zu gründen und mit dieser Firma den Leuten diese Diversität der Natur wieder zur Verfügung zu stellen. Also wirklich, dass die Leute…
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das auch wieder in ihren Gärten und auf ihre Teller bekommen.
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Und wie wir dann diese Immobilie da gefunden haben, war eigentlich von vornherein klar, dass wir da auch im zweiten Schritt eine Kreislerei machen. Und ja, also wir haben den Webshop mal hochgefahren, wir haben 2020 im März die ersten Umsätze gehabt und haben über 200 verschiedene Sorten Saatbrot und über 150 verschiedene Pflanzen, darunter eben alte Apfelsorten, ganz exotische.
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Weinbeere, wir haben 25 verschiedene Paradeissorten. Also diese Vielfalt ist uns mal gelungen im ersten Schritt und der zweite Schritt ist eben, dass man diese Nachhaltigkeit, also BioNana steht für biologisch natürlich nachhaltig und Nachhaltigkeit ist wirklich bei jeder Überlegung im Vordergrund, so auch bei der Kreislerei. Also wir haben den Laden einerseits bio zertifizieren lassen.
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und bieten eben auch die Möglichkeit, unverpackte zu kaufen. Also wenn man das will, dann kann man wirklich bei uns ohne jeden Futzel Papier oder Plastik einkaufen und wenn man es nicht will, dann haben wir sehr, sehr umweltschonende Verp wie ein Wurstpapier, das man im Altpapier entsorgen kann oder alte, also alte gebrauchte Einweggläser, Gurtengläser, die ausgewaschen sind und bereit stehen.
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die die Leute dann großen bloß verwenden können und viele bringen uns dann auch wieder durch die Zug und so. Also es hat sich da wirklich schon die, schon eine Community etabliert, die das sehr sehr schätzt. Was würdest du sagen, was wären das für Vorteile unverpackt einkaufen zu gehen? Also ich bin immer wieder erfreut, wenn ich daheim meinen Einkauf ausräume, dass ich einfach nicht
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mit Kartons und Papier ist ja ein Wahnsinn, wenn man Wert legt auf Bio, ist hier in den Supermärkten alles verpackt, so vorgeschrieben, dass eben keine Verwechslungsgefahr passiert und ich finde das ein Wahnsinn. Mir stört das eigentlich schon lange und seit ich unverpackt einkaufe, stört es mich eigentlich noch mehr.
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Ich habe meine Wurstdosen, die ich stapeln kann, die habe ich da im Büro stehen. Und nehme, wenn ich mal brauche, mein Vorratsglas mit. Und es gibt immer mehr Kunden, die das schätzen. Ich denke, man muss dem Zeit geben noch. Viele haben Berührungsängste, probieren es mal aus und lassen sich mal Nudeln runter ins Probiersackerl. Und beim nächsten Mal nehmen sie sich aber dann…
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Salz mit oder mit dem eigenen Salzglas. Es wird gut angekündigt.
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War das für dich eine Umstellung, unverpackt einzukaufen, also jetzt bei dir persönlich? Ja, natürlich ist es eine Umstellung, weil erstens braucht man zum Einkaufen ein bisschen mehr Zeit, was man sich aber dann beim Ausräumen des Einkaufs wiederum erspart. Weil wenn schon alles in den Vorratsdosen drinnen ist, brauche ich die noch in den Lot einstellen und bin eigentlich fertig und muss dann nicht daheim erst herumpotzen und ersparen mir eben das Misskühl auslernen.
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Das ist ein bisschen eine Umstellung und man muss halt irgendwie die Denke haben, ich habe jetzt einen Korb in der Küche stehen und wenn was leer ist und sauber ist, dann schmeiße ich es dort hinein und das kommt dann in den Kofferraum. Und wenn ich dann einkaufen bin, dann muss ich es nämlich auch nicht so langfristig planen. Mittlerweile habe ich es ja leicht, weil ich ja jeden Tag da bin. Aber wenn ich diese Geschichten dann im Kofferraum stehen habe, dann…
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dann ist es egal, dann bleibe ich nicht stehen und dann weiß ich, okay, ich brauche einen Zucker und habe meine Zuckerdosen mit. Und wenn es nicht ist, ist es auch noch mal ein Unterschied finde ich, ob man, wenn ich jetzt kein Gefäß mit habe, ist es auch noch mal ein Unterschied, ob ich das in einem Papiersackerl kaufen kann oder ob das verschweißt ist in dicken Plastik und nochmal in einem Karton wickelt ist, wie beim Reis zum Beispiel.
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Ihr verkauft ja auch Saatgut und aber auch Jungpflanzen. Wie sieht es denn da mit dem ökologischen Fußabdruck aus? Gerade Versand ist ja doch oft eher problematische Sache. Also wir bemühen uns, es gibt uns ja erst seit eineinhalb Jahren online quasi, wir bemühen uns das auch zu optimieren. Wir haben einerseits wie schon erwähnt die Grasfabrikatons.
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beziehungsweise wenn wir Altpapierkartons verwenden, dann achten wir auch drauf, dass die aus heimischen Holz und Nachwachs in der Landwirtschaft stammen. Aber es ist nicht nur das Verpackungsmaterial, wie du richtig sagst, es ist auch der Transport und generell macht es Sinn, sechs Salatflänzchen zu verschicken, wenn sonst nichts dabei ist bei der Lieferung.
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Dann, ja es hat uns eigentlich jetzt zu dem Schritt bewogen, dass wir so kleine Salatfänschen nicht mehr versenden. Das haben wir jetzt zwei Jahre gemacht. Da wird einfach viel kaputt und quasi es wird viel Karton in der Gegend herumgeschickt und die Pflanzen werden nicht eingesetzt, werden refundiert, also der Kunde bekommt sein Geld, aber da geht einfach viel, gehen viele Ressourcen verloren. Und deshalb haben wir jetzt unser Sortiment dahingehend auch angepasst.
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und wo wir auch stark sind, also Bionana, weil wir haben unser Saatgut ausschließlich aus Europa. 95 Prozent sind aus Österreich, einige spezielle Sorten sind aus Italien, der Schweiz und Deutschland, aber wir verwenden keinesfalls Saatgut aus China, was der Mitbewerb aber schon macht, also gerade bei Keimspossen.
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Es ist ganz viel Kinoware, der Kunde schaut leider nicht so genau. Es ist erstens eine Qualitätsgeschichte, aber wenn das Saatroth erst einmal am Seeweg monatelang unterwegs ist, wissen wir eh, diese Frachtschiffe sind jetzt nicht unbedingt. Das ist einer der ganz großen Übel, sehe ich so zumindest. Und auch hier versuchen wir eben den CO2-Fußabdruck klein zu halten.
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Wie ist das, wenn ihr dann die jungen Pflanzen verschickt, müsst ihr die dann nicht stark verpacken? Damit die nicht beschädigt werden? Wir haben auch Kartons entwickelt, also Inlays. Viele Mitbewerber versenden mit so Plastiktüllen, wo die Pflanze wirklich ummantelt ist. Mittlerweile ist das auch recyceltes Pet, ich würde das jetzt nicht ganz niederwettern, aber trotzdem, Plastik ist Plastik.
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Es ist den wenigsten bekannt, dass selbst recyceltes Pet nur begrenzt tolles Material ist, weil wir in Europa ja gar keine Recyclingkette haben für das Pet. Das heißt, das Pet wird erst recht wieder nach China geschickt und dort umgewandelt in diese Pellets und dann wird es in Europa wieder verarbeitet. Aber wenn man das hinterfragt, ist es schon bedenklich.
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Wir haben eine Inleitentwicklung aus Alkoholpierkarton entwickelt, wo wir die Pflanzen im Karton fixieren. Wir setzen auch darauf, dass wir so wenig wie möglich Material brauchen. Ganz aufgrund der Pflanzen müssen natürlich gut geschützt werden. Wir haben eine eigene Maschine besorgt, wo man alte Kartons zu Luftpolstermatten verarbeiten kann.
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Also wir machen quasi in Kreislaufwirtschaft unser Füllmaterial. Wir verwenden Bio-Stroh zum Füllen und wir verwenden eben diese Polstermatten. Wir lassen da nichts unversucht. Wie sieht es da bei euch für die Zukunft aus? Habt ihr noch größere Projekte geplant oder wollt ihr jetzt erstmal die Bionanerkreislere etablieren?
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Wir wollen jetzt schon einmal konsolidieren im nächsten Jahr, dass wir wirklich das, was wir jetzt da in die Höhe gefahren haben, auch wirklich mit Top Qualität und guten eingefahrenen Prozessen abbilden können. Es ist durchaus geplant oder in Überlegung, dass man weitere Kreislereien aufmacht, aber auch, dass man das Sortiment einfach ganz stark erweitern in Richtung Nachhaltigkeit.
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Da spielt mir vor, dass man zum Beispiel auf unserer Plattform auch anbietet, wo kann ich nachhaltig reisen, wo kann ich biologisch essen gehen, wo gibt es Restaurants mit Steckdosen für das E-Auto, dass man da einfach wirklich einen One-Stop-Shop für die Nachhaltigkeit bietet und wo es nicht nur um Produkte geht, die man erwerben kann, sondern eben auch um Wissen.
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Und ein drittes Standbein, was mir eigentlich auch sehr am Herzen liegt, was aber sicher noch einige Jahre dauert, weil man da einfach sehr viel Kapital dafür braucht, ist diese Pflanzensvielfalt auch Biolandwirten zur Verfügung zu stellen.
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Da muss man halt in großen Mengen produzieren. Aber ich denke, es ist auch für Landwirte sehr interessant und höchste Eisenbahnvielfalt wieder auf die Felder zu bringen. Die Leute sind offen dafür, die wollen eh nicht immer dasselbe essen und haben. Also mittlerweile greifen die Leute auch hin zu Granilla-Karotten. Vor zwei, drei Jahren war es vielleicht noch nicht so. Aber der Trend ist da und ich denke, die Landwirtschaft tut sich auch schwer.
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so ein Satz gut zu bekommen. Gibt es für dich noch einen wichtigen Punkt, oder etwas, das du unbedingt erleben möchtest, oder sehen oder tun möchtest in Richtung Nachhaltigkeit?
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Ich träume davon einen Schaugarten zu machen, dass man da wirklich ein Feld da bepflanzt mit allen möglichen Pflanzaritäten und da wirklich ein Stück Biodiversität schafft. Ist halt auch mit Kosten verbunden, das muss man zuerst einmal erwirtschaften, aber auch dann für Menschen, denen das Thema am Herzen liegt, die sich dann dort…
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Obst und Gemüse pflücken können, ein Ort zum Verweilen, ein Ort, wo man Kindern das Thema näher bringt. Von so etwas träume ich. Das würde ich mir schon in den nächsten Jahren, wenn sich die Geschäfte gut entwickeln, würde ich mir diesen Traum gerne erfüllen.
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Wenn jemand zu dir vorbei käme und dich fragt, er möchte gern was umsetzen, er weiß aber noch nicht so recht, wie er da anfangen soll in Richtung Nachhaltigkeit, vielleicht unverpackt, einfach so noch ein bisschen ungleich, wo er starten soll, was würdest du ihm da raten?
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Also ich rate den Leuten, die… Ich bin leider nicht wahnsinnig oft vorne im Verkaufsraum. Aber wenn ich vorne bin und sehe, dass da jemand so unauffällig herumschlendert über das riesengroße, unverpackte Regal, das wir haben, dann gehe ich schon hin und frage, ob ich helfen kann. Und wenn die Leute sagen, naja, ich würde da gerne einen Reis probieren, dann übernehme ich das und helfe. Und ich sage, da haben wir ein Gläser, da steht unten das Gewicht drauf und der muss den Leuten zeigt.
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dann fallen diese Bewahrungsängste. Man muss trotzdem demjenigen dann Zeit geben, wenn er wiederkommt, ob er es wieder macht oder ob es vielleicht noch fünf Mal dauert, bis er es wieder macht. Aber wir versuchen da wirklich ohne Druck zu helfen und aufzuklären. Hast du doch Tipps, wie man am besten unverpackt zu euch kommen kann, also unverpackt einkaufen kann, wenn man damit startet?
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Also wenn man damit startet, wir haben so stapelbare Gefäße, wo man Bostockkäse drin haben kann, das kann man auch, das ist auch super für den Kühlschrank. Und wir haben leere Flaschen, wenn man sich Öl abfüllen will oder Essig.
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Die Seifen, die Körperpflege und Waschmittel haben wir sowieso. Da hat man quasi so eine Starterflasche, die man sich kauft, die man dann nachfüllen kommen kann. Obst und Gemüse haben wir, Gemüsenetze, die man bei uns auch kaufen kann. Wir haben Brotbeutel. Also man kann sich auch einmal so ein Grundequipment bei uns kaufen, mit dem man dann eben wiederkommt.
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Danke Simona, das war ein sehr nettes Gespräch mit dir und ich hoffe es hat dir auch gefallen. Auf alle Fälle danke, dass du dabei warst. Ja, danke Sarah.